Am 12. Februar fand im Blauen Haus Dießen eine Veranstaltung zum Thema „Argumente gegen Populismus – konstruktiver gesellschaftlicher Diskurs in Zeiten von ‚Fake News‘“ statt. Dass das Thema die Menschen im Moment bewegt, konnte man am Andrang zur Veranstaltung sehen: das Blaue Haus war fast bis auf den letzten Platz gefüllt.
Das Landsberger Musikkabarett ‚Zum Blauen Veilchen‘ – vertreten durch Sybille Engels, Monica Calla und Jank Jankovic – eröffneten den Abend mit scharfsinniger Politsatire, den Effekt von rechtspopulistischen Einflüssen auf unsere Welt beschreibend, die durchaus darauf abzielte, dass einem das Lachen auch einmal im Halse stecken blieb.
Dr. Franziska Emmerling (Psychologin und Neurowissenschaftlerin) konzentrierte sich im anschließenden Impulsvortrag darauf, welchen Einfluss populistische Strömungen in Deutschland derzeit haben, wie rhetorische Muster im populistischen Diskurs identifiziert und dann darauf reagiert werden kann. In diesem Kontext stellte sie zum einen die Frage ‚Wie reden Populisten und Populistinnen?‘ und beschrieb im populistischen Diskurs überproportional häufig benutzte sachliche inkorrekte Argument, wie beispielsweise die Verallgemeinerung, das Totschlagargument oder den persönlichen Angriff, sowie übergeordnete rhetorische Strategien wie dem Gish Galopp, bei dem mit sachlich inkorrekten Argumenten systematisch von Thema zu Thema getrieben wird.
Zum anderen stellte sich Dr. Emmerling der Frage ‚Wie sollen wir mit Populisten und Populistinnen reden?‘ und präsentierte Strukturen, die helfen können, besser auf populistisch argumentierende GesprächspartnerInnen in verschiedenen Kontexten zu reagieren. Beispielsweise geht es im Gespräch mit Verunsicherten eher darum zum Nachdenken anzuregen und die Hand zu reichen, während auf gezielte Provokation mit Irritieren und Argumentieren und auf menschenfeindliche Aussagen mit klaren Grenzen und der Bekundung von Solidarität mir Betroffenen reagiert werden sollte.
Im Anschluss an Dr. Emmerlings Vortrag referierte Katharina Schluze, unsere Grüne Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, über ganz praktische politische Implikationen von Populismus. Sie berichtete beispielsweise von ihrer Erfahrung mit populistischer Hetze im Netz sowie der Interaktion mit der AfD im Bayerischen Landtag. Besonders durch ihre Arbeit als innenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion konnte sie sehr fundierte Einblicke geben und aufzeigen, wie entscheidend es ist – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Ereignisse in Thüringen – gegen rechtspopulistische Strömungen ‚klare Kante‘ zu zeigen.
Dabei betonte sie, dass es neben der Zivilcourage des/der Einzelnen, insbesondere eine Aufgabe des Staates ist, durch gezielte Repression rechtspopulistischer und besonders rechtsradikaler Aktionen, Unterstützungsangebote für Betroffene sowie einer lebenslangen Erwachsenenbildung in den Bereichen Demokratie und Sozialkunde sowie Medienkompetenz, gezielt gegen Populismus vorzugehen und so die demokratische Grundordnung unserer Gesellschaft zu bewahren.
Nach einer regen Diskussion zwischen Publikum und Referentinnen rundete das Kabarett ‚Zum Blauen Veilchen‘ den bunten und Mut machenden Abend ab.
Die Leitfäden zum Umgang mit verschiedenen Akteuren hier:
Mit Verunsicherten das Gespräch suchen
Provokateur*innen Paroli bieten
Null Toleranz für Menschenfeindlichkeit
Weitere Infos zur Argumentation gegen Populismus findest Du bei kleiner5.